Spielzeug
Neben der Beschäftigung meiner beiden gefiederten Freunde mit
kalorienreduziertem Futter – in der freien Natur sind die Vögel ja
ebenfalls einen Großteil des Tages auf der Nahrungssuche – haben sie
auch eine ganze Reihe an Spielzeugen zur Verfügung, die ich von Zeit
zu Zeit austausche, damit sie nicht langweilig werden.
Spielzeug für
die Vögel ist wichtiger als man es vermutet. Es muss allerdings
sichergestellt sein, dass das Spielzeug auch für den Sittich oder
Papagei geeignet ist, d.h. Material, Größe und Beschaffenheit müssen
auf die Größe und Art des Tieres abgestimmt sein. Man sollte seinem
Krummschnabel nur qualitativ hochwertige Produkte gönnen, diese
dennoch auf Herz und Nieren prüfen, bevor man sie den Tieren zum
Spielen überlässt.
Recht gute Erfahrungen habe ich mit den
sogenannten „Happy Bird“ Spielgeräten vom Papageien Paradies Wagner
gemacht, diese sind auch bei Rico’s und im gut sortierten
Zoofachhandel erhältlich. Worauf es bei den Spielsachen noch zu
achten gilt, was aber oft vergessen wird, ist die Art der
Befestigung. Ungeeignet sind Karabiner mit Schnappverschluss oder
Schlüsselringe, bei denen sich die Vögel beim Herumspielen
daran – es wird ja nicht nur das Spielzeug beschnäbelt – den
Schnabel einklemmen können. Es gibt hierfür geeignete Karabiner, die
mittels eines kleinen Schraubverschlusses geschlossen werden können.

ungeeignet |

geeignet |

Die
Spielgeräte sollten nach Möglichkeit so im Käfig/Voliere verteilt
aufgehängt werden, so dass das Vogelheim danach nicht
„zugebaut“ ist. Den Vögeln sollte genug Raum bleiben, um sich noch
ungehindert bewegen zu können, eventuell auch ein paar Flügelschläge
möglich sind. So manches „Spieli“ musste ich sogar zweimal besorgen,
da die Beiden tatsächlich darum gerangelt hatten, wer es wann und
wie lange beschnäbeln darf.
ForagingToys / Enrichment Toys
Wie oben bereits erwähnt, verbringen Papageien oder Sittiche in der
freien Wildbahn bis zu 70% ihrer Zeit auf der Suche nach Nahrung.
Sie müssen oft kilometerlange Flugstrecken bei der Nahrungssuche auf
sich nehmen, müssen auch versteckte Futterplätze finden können oder
das saisonal wechselnde Futter erkennen, kurzum: Sie müssen sich
täglich neuen Situationen stellen. Bei der Heimtierhaltung wird den
Vögeln meist die Nahrung in einer Schüssel präsentiert, so sind die
Tiere täglich etwa eine Stunde mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt
und haben daher sehr viel Zeit, um sich anderen Dingen zu widmen.
Nicht selten kommt es dann bei „gelangweilten“ Tieren zu
Verhaltensproblemen wie übertriebener Gefiederpflege, die
schließlich in Rupfen ausartet oder sie beginnen aus Frust zu
Schreien. Da die meisten Sittiche und Papageien nicht schon wie
Hunde oder Katzen seit tausenden von Jahren domestiziert sind, haben
sie sich ihren natürlichen Instinkt nach Futter zu suchen durchaus
beibehalten. An dieser Stelle wird dann sog. Foraging Toy
interessant, um die Schnäbel unserer gefiederten Mitbewohner
arbeiten zu lassen. Ein Foraging Toy ist nichts anderes als ein
„Futter-such-spielzeug“, mit welchem die Vögel angeregt werden, ihr Futter
selber zu suchen. Beim 2. Papageienwochenende stand es für uns
Teilnehmer u.a. auf dem Programm, ein derartiges Spielgerät mit
Versteckmöglichkeiten für Futter zum Suchen, selbst zu bauen. Wie
die Fotos zeigen, waren wir alle recht kreativ.
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Welche Attribute
sollte Futter-such-spielzeug mitbringen? Wichtig ist nun sicherlich ein
anregendes Äußeres, das in erster Linie durch die Farbe und das
Material bestimmt wird. Auf jeden Fall müssen am Spielzeug
bewegliche Elemente zu finden sein, ebenso solche, die „zerstört und geschreddert“ werden können. Bei Sittichen und Papageien, die noch
„Neulinge“ hinsichtlich derartiger Beschäftigungsmöglichkeiten sind
und mit diesen noch nicht so vertraut sind, sollte man darauf
achten, dass die Futterquelle leicht ersichtlich ist, d.h. mit
einfachen Versteckmöglichkeiten beginnen (das Futter z.B. erst
einmal nur mit einem Papier abdecken), und dass die Vögel nicht
frustriert werden und das Interesse verlieren muss am Ende der
Futtersuche ein „Erfolgserlebnis“ stehen.
Bei „Profis“ kann man die Futtersuche dann durchaus etwas schwieriger gestalten. Mit welchen
Materialien kann man nun ein Foraging Toy selber bauen?
Geeignete
Hölzer stammen von ungespritzten einheimischen Obstbäumen, ebenso
kann ungiftiges Leder verarbeitet werden. Selber Sammeln kann man
Klopapierrollen, Eierkartons, echte Korken, Tannenzapfen und kleine, leere Papierschächtelchen
(z.B. von Medikamenten). Im Bastel-oder Hobbyshop bekommt man
vielleicht auch kleine Strohhütchen oder Strohtäschchen. Natürlich
kann man auch bunte Holzkugeln und andere Holzteile mit einbauen,
solange man darauf achtet, dass genügend Versteckmöglichkeiten für
Futter mit dabei sind. Zum Verknüpfen der einzelnen Elemente eignen
sich Hanf-und Sisalschnüre oder Seile sowie Lederschnüre;
darauf achten, dass beim Bauen des Spielzeugs keine
Schlingen entstehen, in denen sic
h die Vögel beim Suchen
verheddern oder strangulieren könnten. Wenn man Bauteile
selber einfärben möchte, dürfen nur ungiftige
Lebensmittelfarben (erhält man in der Apotheke) verwendet
werden. Zum Einfärben eignen sich auch natürliche
Gemüse-oder Beerenfarben, die Farbintensität wird dann
jedoch nicht so stark. Rot mit dem Saft von roter Beete,
blau mit Presssaft von Blaubeeren. Für gelb gibt man eine
Zwiebelschale in eine Schale mit Wasser, gibt einen TL
weißen Essig dazu und lässt das Ganze über Nacht stehen.
Die beiden Fotos zeigen die Spielzeuge, die mein Mann und ich beim
Papageienwochenende gebaut haben.
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"Futter-such-Brettspiel"
Bei
der Haltung von Sittichen wie auch Papageien im Haus kann man ja
eigentlich gar nicht für zu viel abwechslungsreiche Beschäftigung
sorgen. Natürlich darf man – wie bereits erwähnt - nicht nur das
Käfig/ die Voliere mit Spielmöglichkeiten vollstopfen, deshalb
versuche ich auch nach Möglichkeit im Vogelwohnzimmer „Enrichment
toys“ zu platzieren. Weil Stumpy und Melian – wie es für
australische Prachtsittiche durchaus arttypisch ist – sich auch
gerne einmal auf dem Boden aufhalten (wobei sie auch meistens dem
Sandkasten einen Besuch abstatten), ist mir noch eine Idee gekommen,
wie ich in diesem Bereich eine spielerische Neuerung einbringen
kann. Wie ich schon sehr oft beobachten konnte, haben beide eine
große Freude daran, kleine Holzkreisel, welche auch im Sandkasten
liegen, herauszuwerfen. Deshalb habe ich in einem Laden für Baby-und
Kleinkinderspielwaren erst einmal verschiedene kleine Holzkreisel
gekauft sowie ein Babyspielzeug, dessen Bestandteile man zu
Holzkreiseln umfunktionieren konnte. Danach ging es ins
Haushaltswarengeschäft: dort habe ich nach einem Schneide- bzw.
Brotzeitbrett Ausschau gehalten (dieselben Dienste leistet natürlich
auch ein unbehandeltes Brett aus dem Baumarkt). Weil das Auge und
die Nase mitentschieden haben und weniger der Geldbeutel, fiel die
Wahl auf ein sog. Eco-Board. Dabei handelt es sich um ein
australisches Kampher-Lorbeerholz (kein geschütztes Tropenholz, wie
man auf der Eco-Board Website versichert bekommt), das aufgrund
seiner natürlichen ätherischen Öle wunderbar duftet und dazu noch
sehr schön aussieht. Zuhause
haben wir in das Board 10 Löcher mit
einem etwas kleineren Durchmesser, als ihn die Kreisel haben,
gebohrt. Die Löcher dürfen natürlich nicht durchgebohrt werden, da
in den Mulden ja eine kleine Leckerei versteckt wird, welche die
Beiden finden, wenn sie die Kreisel wegheben bzw. bevorzugt mit
Schwung wegschleudern. In unserem Fall sind meist ein paar
Hirsekörnchen versteckt und es bedurfte nur zwei Mal einer
„Einweisung“, seither wird nahezu täglich das „Futter-such-Brett“
von seinen Leckereien befreit.
Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten
Auch ein Kletterbaum darf natürlich nicht fehlen, unten habe ich
dabei noch einen Sandkasten eingerichtet. Eigentlich war der Gedanke
hierfür, dass dieser als schweres Gegengewicht für den Kletterbaum
dienen soll, jetzt wird er aber regelmäßig von Stumpy und Melian zum
„Steinchenpicken“ aufgesucht. Im Sandkasten habe ich noch ein paar
Holzspielzeuge für Kinder ( aus der Behindertenwerkstatt und einem
Laden für Baby-und Kleinkinderspielwaren) verteilt.
Nachdem ich diesen Kletterbaum mit ein paar neuen Ideen - Leiter und
Sprossen zum Hochklettern sowie Versteckmöglichkeiten für
Hirse-Leckerlies - "aufgerüstet" habe, hat er enorm an Attraktivität
für die Beiden gewonnen und wird nun mindestens einmal am Tag von
ihnen auf Naschereien untersucht. Dazu dieser
"Kurzfilm"
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Unsere schwere Schreibtischlampe habe ich auch zu einem Freisitz
umfunktioniert, indem ich einen Kaffeeholzast oben aufgeschraubt habe. Bestückt mit ein paar Spielelementen gehört dieser Freisitz zu
den Lieblingsplätzen der Beiden. Es gibt aber noch einen weiteren
sehr beliebten Ruheplatz , der vermutlich aufgrund der Tatsache, dass
es der höchste Sitzplatz im Zimmer ist, gerne mal besetzt wird. Es
ist die Befestigungsschiene des Rollos. Aus „häufchenbedingten“
Gründen haben wir auf die Schiene ein etwa 10 cm breites Brett
geschraubt, was so noch lieber als Sitzplatz benutzt wird. Ich muss
es natürlich täglich auf Kothäufchen kontrollieren.
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Um für ein „Mehr“ an Abwechslung zu sorgen, dürfen Stumpy
und Melian am Wochenende auch in die Küche fliegen, weil
hierfür gewisse „Umbaumaßnahmen“ erforderlich sind, ist dies
aus zeitlichen Gründen nur am Wochenende möglich. Da der
Flur, durch den sie in die Küche gelangen, wie bei einer
Galerie nach oben offen ist (zweites Wohnzimmer), mussten
wir uns eine „Absperrung“ überlegen, da es sich als äußerst
schwierig erweist, einen Sittich dazu zu bewegen wieder
herunter zu fliegen, wenn er einmal im oberen Raum ist.
Daher wurde im Flur ein Lamellenvorhang angebracht, der,
wenn er aufgezogen wird, für Beide wie eine „Wand“ wirkt und
sie finden ihren Weg direkt in die Küche. Dort dürfen sie
jedoch niemals alleine verweilen, da diese nicht nach den
„vogelsicheren“ Kriterien eingerichtet ist, aber sie haben
bei ihren Küchenbesuchen durchaus ihren Spaß!! |

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