DAS PAPAGEIENWOCHENENDE (03. bis 05. Juli 2009)
Seit
nunmehr drei Jahren sind meine beiden Princess-of-Wales Sittiche Stumpy
und Melian regelmäßige „Patienten“ der Ziervogel-Exotenpraxis in
Karlsruhe, d.h. dass einmal im Jahr entweder Dr. Bürkle oder Dr. Britsch
bei einer ihrer Hausbesuchstouren auch zu uns nach Hause kommt und die
Beiden bei einer sog. Routinevorsorgeuntersuchung durchchecken. So habe
ich wie jedes Jahr auch im Dezember 2008 Post aus Karlsruhe erhalten, in
der ein Rückblick auf das vergangene Jahr sowie eine Vorschau mit
geplanten Terminen für das kommende Jahr 2009 enthalten war. Nachdem wir
–mein Mann und ich – im Juli 08 an einem der fünf Spezialseminare,
welche die Tierarztpraxis veranstaltete, teilgenommen hatten, war
natürlich mein Interesse sofort geweckt, als ich das vorläufige Programm
für das im Sommer geplante Papageienwochenende gelesen hatte. An diesem
Wochenende sollte sich von Freitag bis einschließlich Sonntag alles rund
um den Papagei drehen. Meine Mutter erklärte sich bereit (sie wohnt im
selben Haus), Stumpy und Melian für das Wochenende zu betreuen, so stand
einer Anmeldung nichts entgegen.
Da es aus dem Allgäu nach Karlsruhe doch 240 km Fahrt sind und es aus
beruflichen Gründen schlecht zu koordinieren war, sind wir erst am
Samstagmorgen angereist und mussten den Freitagabend , der ab 20°° Uhr
unter dem Motto „Icebreaker“-wir lernen uns kennen, stand, leider
ausfallen lassen.
Am
Samstag ging es dann um 9°°Uhr los. Stattgefunden hat das
Papageienwochenende im Schulungszentrum des Bundesverbandes für
fachgerechten Natur-und Artenschutz e.V., kurz BNA in Hambrücken, Nähe
Karlsruhe, eine wirklich gut gewählte Lokalität für eine derartige
Veranstaltung. Nach einer kurzen Einführung durch den Geschäftsführer
des BNA, Herr Lorenz Haut über die Arbeit und
Projekte dieses Verbandes, ging es mit den ersten Referenten los.
Der erste Vortrag behandelte das Thema Krankheitsprophylaxe und sollte
die Frage beantworten „Was bringen jährliche
Routineuntersuchungen
wirklich?“. Referenten waren Frau Dr. Anthonj und Herr Dr. Britsch
(Anmerkung: Frau Anthonj und Frau Wüst gehören beide auch zum Team der
Ziervogelpraxis). Dabei wurde den Zuhörern erklärt, dass dieser in
regelmäßigen Abständen durchgeführte, vorbeugende Gesundheitscheck eines
gesund erscheinenden Vogels durchaus Sinn macht, wenn man bedenkt, dass
Vögel eine Krankheit sehr lange verbergen können und oft versteckte
Probleme frühzeitig erkannt werden können mit Hilfe verschiedener
vorsorglich gemachten Untersuchungen.
Nach einer kurzen Kaffeepause widmete sich Frau Wüst dem Thema
Verhaltensauffälligkeiten und deren Lösungsansätze, wobei sie
verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten für Papageien und Sittiche
erörterte, alle mit dem einen Ziel, erwünschtes Verhalten zu steigern
und unerwünschtes zu reduzieren. Beim praktischen Training mit unseren
gefiederten Freunden gilt es, vor allem darauf zu achten, dass sie es
spielerisch aber konsequent erlernen. Es gibt aber auch viele
unerwünschte Verhaltensweisen, die einfach zum
natürlichen Verhalten
gehören und deshalb nicht unterdrückt werden dürfen.
Im
Anschluss informierte uns Herr Bürkle in seinem reich bebilderten
Vortrag über die eigene Zucht und Haltung der in Papua Neuguinea
beheimateten Feigenpapageien (Maskenzwergfeigenpapagei,
Orangenbrustfeigenpapagei) und deren Unterarten. Diese werden in
Menschobhut nur äußerst selten gezüchtet und benötigen eine auf ihre Art
abgestimmte Ernährung, um bei der Aufzucht der Jungen auch Erfolg zu
haben.
Nun ging es für eine Stunde in die Mittagspause und an dieser Stelle
muss unbedingt lobend erwähnt werden, wie klasse wir vom Team des BNA
bei jeder Pause bewirtet worden sind. Auch die Vegetarier (wie z.B. ich)
sind nicht vernachlässigt worden.
Nach
der Mittagspause zeigte Herr Weschenfelder einen Diavortrag über seine
Zucht von Hyazintharas, er führte uns durch seine Zuchtanlage und der
Zuschauer konnte einen Einblick in das umfangreiche Aufgabengebiet eines
Großpapageienzüchters gewinnen, der auch bei der Entwicklung und
Herstellung von Profizuchtgeräten wie z.B. ein Präzisions-Brutapparat
maßgeblich beteiligt ist.
Die nächste Referentin war Frau Dr. Wolf vom Institut für
Tierernährung/Hannover. Mit Hilfe mehrerer grafischer Darstellungen
widmete sie sich dem Thema „Ernährungsbedingte Erkrankungen bei
Ziervögeln“ und zeigte ebenso anschaulich, wie man diese durch eine
bewusst gewählte Ernährung vermeiden kann.
Ein ganz besonderer Augenschmaus war die „Papageienbeobachtung im
Freiland“ von Herr Lambert. Er entführte den Zuschauer auf eine
wunderbare Bilderreise durch das Pantanal, Bolivien, Kuba, Brasilien
oder den Manu-Nationalpark. Jeder war begeistert von den außergewöhnlich
schönen Aufnahmen. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, dem sei an
dieser Stelle der Bildband „Papageien der Welt“ empfohlen, den Herr
Lambert gemeinsam mit Herr Dr. Reinschmidt veröffentlicht hat.
Nach dem letzten Vortrag des ersten Tages sollte sich ein sog. runder
Tisch zum Fragen und Antworten mit den Referenten bilden, dieser hatte
sich jedoch erübrigt, da bereits nach jedem Vortrag offene Fragen von
den Referenten kompetent und zufriedenstellend beantwortet wurden. So
wurde der Samstag gegen 18°°Uhr was die Fortbildung betrifft beendet und
es ging nun über zum ganz gemütlichen Teil. Es gab ein leckeres
Abendessen, danach folgte ein lustiges aber auch lehrreiches
Papageienquiz und man saß bis spät in die Nacht beisammen und konnte
sich mit den anderen gleichgesinnten Papageienfreunden austauschen.
Am
Sonntag – die Nacht verbrachten wir wie auch andere Teilnehmer in einer
netten Pension in Ubstadt-Weiher – ging es wieder um 9°°Uhr los. Die
etwa 45 Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, denn für diesen
Tag waren praktische Übungen geplant.
Eine
Gruppe übte mit Frau Wüst und Frau Antonj
Medical Training aus der
Verhaltenstherapie, wobei wir tatkräftig von einer Amazone, einem Ara
und drei Mönchssittichen unterstützt wurden. Währenddessen erhielt die
andere Gruppe eine Unterweisung in Notfallmaßnahmen, demonstriert von
Dr. Britsch und Dr. Bürkle, unter Mitwirkung von anderen gefiederten
„Helfern“. Später wurden die Gruppen getauscht und der praktische Teil
war beendet, noch einmal wurden alle versammelt und jeder erhielt seine
persönliche Teilnahmebescheinigung.
Um
14°°Uhr traf man sich am Eingang des Karlsruher Zoo. Eine Zooführung
bildete den Abschluss des Papageienwochenendes. Sicherlich ist jedem der
Abschied nach diesem lehrreichen aber auch geselligen Wochenende nicht
leicht gefallen, wir haben auch eine Menge bleibende Eindrücke mit nach
Hause genommen. Das Papageienwochenende war wirklich eine gelungene
Kombination aus Theorie und Praxis, wobei sowohl der gemütliche Teil als
auch der Erfahrungsaustausch nicht zu kurz gekommen sind und der
Veranstaltungsort hätte nicht besser gewählt werden können. Wir hoffen,
dass die Ziervogel-Exotenpraxis in Zukunft weitere Events dieser Art
planen und noch viele Papageien-und Sittichfans damit begeistern wird.
Wir werden uns mit Sicherheit regelmäßig auf ihrer Homepage
www.ziervogel-exotenpraxis.de nach Neuigkeiten erkundigen.
Anmerkung: Die blau gekennzeichneten Begriffe im Text beinhalten
zusätzliche Informationen.
Zum Thema lesen Sie bitte auch die Seite
en Sie bitte auch die Seite
Fachliteratur