Baden und Gefiederpflege
Luftfeuchtigkeit
/ Baden / Duschen /
Besprühen
Für jeden Sittich und Papagei ist sein
Gefieder ein enorm wichtiges Hab und Gut. Ein gut gepflegtes
Gefieder ist für die Vögel überlebenswichtig, sie brauchen es zum
Fliegen und es dient der Isolierung, indem es vor Nässe und Kälte
schützt. Natürlich soll es auch für das andere Geschlecht attraktiv
wirken, denn ein gepflegtes Gefieder signalisiert den Artgenossen
körperliche Fitness.
Damit es seine Aufgaben jederzeit optimal erfüllen kann, muss es
natürlich auch gut gepflegt werden. Sittiche und Papageien sind
neben der Futtersuche und dem Knüpfen und Aufrechterhalten von
Sozialkontakten auch einen großen Teil des Tages mit der
Gefiederpflege beschäftigt.
Das
Gefieder besteht aus dem weichen Kleingefieder und den bunten
Konturfedern sowie Schwung-und Steuerfedern. Um die Federstruktur
zu pflegen, bilden eine Großzahl an Sittichen mit ihrer Bürzeldrüse
an der Basis des Schwanzes ein pflegendes Öl, das mit dem Schnabel
im Gefieder verteilt wird und wasserabweisend wirkt. Größere
Papageien wie z.B. Graupapageien oder Kakadus besitzen diese
Bürzeldrüse nicht, bei ihnen übernehmen die sog. Puderdunen diese
Aufgabe. Die Federäste dieser Dunenfedern werden ständig zu einem
feinen, fettigen Staub zerrieben mit dem vor allem die Schwingen zum
Schutz vor völliger Durchnässung eingerieben werden. Diese
Staubentwicklung ist völlig normal und hilft einfach, das Gefieder
in guter Kondition zu halten. Dadurch wird natürlich die
Staubbelastung gerade in unmittelbarer Nähe des Käfigs/Voliere sehr
hoch. Aufgrund ihres Federstaubes sollten derartige Papageien öfter
(möglichst alle 2 Tage) baden.
In der freien Natur wird das Badeverhalten vom Vorhandensein von
Wasser abhängig gemacht oder von den Wetterverhältnissen bestimmt.
In Menschenobhut kann für gewöhnlich der Halter die Badezeiten
festlegen, wobei man darauf achten muss, dass den Vögeln bis zum
Abend genügend Zeit bleibt, um ihr Gefieder wieder ausreichend
trocknen zu können. Wer schon für eine hohe Luftfeuchtigkeit im
„Vogelzimmer“ sorgt, z.B. mit einem Zimmerbrunnen oder einem
Luftbefeuchter, der tut schon viel für das Wohlbefinden seiner
gefiederten Freunde. Dies darf aber nicht als Ersatz von Baden oder
Duschen betrachtet werden, wo das Wasser ja nicht nur das Gefieder
sondern auch die Haut erreichen soll.
Luftfeuchtigkeit
Jetzt
aber erst noch ein paar Worte zur Luftfeuchtigkeit. Von einem
angenehmen Wohnklima für Mensch und vor allem gefiedertem
Mitbewohner kann man erst bei einer Luftfeuchtigkeit von 60-70%
sprechen. Gerade in beheizten Wohnräumen sinkt dieser Wert bis zur
Hälfte ab, insbesondere das Vorhandensein von synthetischen
Teppichböden kann diesen Effekt noch verstärken. In den
Wintermonaten,
wenn die Heizperiode ihren Höhepunkt erreicht, herrscht eine enorme
Lufttrockenheit vor. Mensch, Tier und auch viele Pflanzen leiden zum
größten teil bei einem derartigen Klima, was sich bei uns meist
durch
Erkältungen und Augenreizungen bemerkbar macht, Pflanzen bekommen
braune Blattspitzen oder gar eingerollte Blätter. Ebenso unsere
Krummschnäbel sind bei zu trockener Luft zunehmend anfälliger für
Infektionen, insbesondere das Wachstum von Schimmelpilzen im
Luftsacksystem der Vögel kann dadurch gefördert werden. Es gibt nun
verschiedene Möglichkeiten, den Feuchtigkeitsgehalt der Luft in
einem Wohnraum zu erhöhen, nachmessen lässt sich dieser mit Hilfe
eines sog. Hygrometers. Zum einen wären da die elektrischen
Luftbefeuchter, die nach dem Verdampfungs-oder Verdunstungsprinzip
arbeiten, diese Geräte benötigen aber meist eine aufwendige
Reinigungsprozedur, da sonst Bakterien und Pilze aller Art hier
einen idealen Nährboden finden. Als Gegenstück zu diesen meist wenig
dekorativen Elektrobefeuchtern gibt es auch die bereits erwähnten
Zimmerbrunnen, die man in allen möglichen Variationen erwerben kann.
Beim Aufstellen eines solchen Brunnens sollte man darauf achten,
dass jegliche Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden kann, wenn
dieser für die Vögel zugänglich ist. Er sollte auch nicht mit
destilliertem Wasser betrieben werden (dies erhält man manchmal als
Empfehlung, damit die Pumpe nicht so schnell verkalkt). Da der
Brunnen die Vögel eventuell zum Trinken oder Baden animiert, ist
destilliertes Wasser denkbar ungeeignet!!! Die kostengünstigste Variante
besteht selbstverständlich darin, mit Wasser gefüllte, flache
Schalen aufzustellen oder nasse (Hand)Tücher aufzuhängen. Diese
Methode ist jedoch weniger wirksam, was den Verdunstungseffekt
betrifft.
Es
gilt nun also, die Art des „Nass-gemacht-werdens“ herauszufinden,
die unseren Sittichen oder Papageien am meisten zusagt. Stumpy und
Melian möchten nur geduscht werden (von oben mit einem
Wäschesprenkler), und dies ausschließlich in der Voliere und am
liebsten, wenn draußen die Sonne scheint. Da diese Art von Duschspaß mit
relativ viel Zeitaufwand verbunden ist – es muss nahezu das gesamte
Zubehör ausgebaut werden – haben wir uns einen 14-tägigen Rhythmus
angewöhnt.
Ein Badehaus oder eine Badeschale lehnen sie bis heute
ab. Eine derartige Schale/Wanne zum Baden - in einer neutralen Farbe
– sollte einen niedrigen Rand und einen rutschsicheren Boden
aufweisen, der
Wasserstand darf bei kleineren Arten nicht mehr als 1-2 cm , bei
größeren Arten nicht mehr als 3-4 cm betragen. Natürlich bleibt es
nicht aus, dass im näheren Umkreis der Schale während des Badens
alles nassgespritzt wird, man kann ja vorsorglich ein großes
Handtuch unter die Schale legen.
Viele Sitticharten – vor allem Wellensittiche – lieben es, sich in
nassen Blättern zu wälzen. Folglich kann es die Akzeptanz der
Badeschale/wanne erhöhen, wenn man ein paar gewaschene Blätter
Biosalat in diese legt, an denen die Krummschnäbel dann erst einmal
herumschnäbeln.
Baden
Zum Badezubehör gehören
neben den schon oben beschriebenen Schalen/Wannen selbstverständlich auch die im Handel
erhältlichen Badehäuschen zum Einhängen an einer Käfigtür. Diese
sind recht praktisch, wenn die Vögel sie akzeptieren und man ein
paar Kriterien beachtet. Man muss sicherstellen, dass die Aufhängung
nicht von den Krummschnäbeln ausgehängt werden kann, denn schon
unzählige Wellensittiche und andere Vögel sind auf diese Weise aus
dem Käfig entkommen. Schon vor dem Kauf sollte man die Größe der
Käfigtüre abmessen und mit den
Maßen des zum Erwerb beabsichtigten
Badehauses vergleichen, denn Käfigöffnungen und Badehäuschengrößen
unterliegen keiner einheitlichen Norm. Bei den hygienischen
Maßnahmen für das Badezubehör gilt natürlich dasselbe Prinzip wie
für die Futter-und Trinkgefäße. Sie müssen mit der gleichen Sorgfalt
gereinigt werden, wenn man bedenkt, dass die Vögel das Badehäuschen/wanne/schale
auch zum Trinken in Anspruch nehmen oder oft auch nur vor dem
Plantschen ein paar Schlückchen probieren.
Duschen
Eine Vielzahl von Sittichen und Papageien bevorzugt es zu Duschen.
Um das Duschvergnügen möglichst sicher zu gestalten, muss man dafür
sorgen, dass der Vogel eine sichere Sitzgelegenheit hat.
Krummschnäbel, die daran gewöhnt wurden im Badezimmer zu Duschen,
sollte man ein Handtuch in Duschwanne (rutschsicher machen) legen
und eines über dem Rand befestigen, damit der Vogel daran
herausklettern kann. Dasselbe gilt auch für jede andere Art von
Wasch-oder Spülbecken. Bitte aber die Becken von möglichen Putz/Spühlmittelresten
freimachen, bevor man die Tiere unter Aufsicht darin baden lässt.
Wie schon erwähnt bevorzugen auch Stumpy und Melian die Variante
„Duschen in der Voliere“, wobei Stumpy immer mehr Gefallen an dem
erfrischenden Nass empfindet als Melian. Als „Duschkopf“ dienen mir
zwei Wäschesprenkler, mit denen normalerweise Mangelwäsche
gesprenkelt wird. Das Wasser sollte nun lauwarm (eher ein wenig
kühler) temperiert sein und mit der Zeit wird man die richtige
Badetemperatur herausfinden, wenn man daran denkt, dass das Wasser
in freier Natur auch nur mäßige Temperaturen hat. Nach dem Baden
veranstalten die Beiden eine regelrechte Putzorgie, bei der dann die
gesamten Federn geschüttelt, geordnet und jede einzeln durch den
Schnabel gezogen wird, wobei auch „Stinki“ Melian so tut, als wäre
er patschnass wie Stumpy geworden. Erst kürzlich habe ich auf dem
Papageienwochenende (Bericht siehe Wissenswertes) den Tipp bekommen,
während des Duschens den Staubsauger laufen zu lassen und siehe da,
es funktioniert. Auch Melian hatte beim Getöse des Staubsaugers
richtig Lust zu Duschen. Wir werden nun Versuchen dieses Geräusch
auf Band aufzunehmen und testen, ob die Wiedergabe des Bandes
während des Badens ebensolche Reaktion hervorruft. Es spricht auch durchaus nichts
dagegen, die Vögel auch im Winter Baden zu lassen, solange dies in
einer normal beheizten Wohnung geschieht. Sollte man dennoch das
Gefühl haben, dass der Vogel in seinem nassen Federkleid friert,
kann man ihm eine Wärmequelle (z.B. Infrarotstrahler) anbieten.
Diese muss aber so aufgestellt werden, dass der Vogel jederzeit die
Möglichkeit hat, sich von der Wärmequelle zurückziehen zu können,
dies gilt ebenso für direktes Sonnenlicht, wenn es als Wärmequelle
dient.
Besprühen
„Sich Besprühen lassen“ ist eine weitere Möglichkeit, wie unsere
gefiederten Freunde in den Genuss des erfrischenden Wassers kommen
können. Hierzu eignet sich eine sogenannte Blumenspritze. WICHTIG:
man darf niemals eine Spritze verwenden, in der Putzmittel,
Düngemittel, Insektizide oder Herbizide – kurz: Substanzen, die
schädlich für die Vögel sein könnten - enthalten waren. Am besten
kauft man eine neue Spritze und reserviert diese ausschließlich zum
Vogel-Baden. Nach jedem Bad die Spritze entleeren und gut
austrocknen lassen. Manchen Papageien oder Sittichen ist eine solche
Sprühflasche nicht ganz geheuer oder sie fürchten sich gar davor. In
diesem Fall gibt es ein paar Empfehlungen von
Papageien-Verhaltenstherapeuten. Zunächst einmal sollte man die
Farbe der Sprühflasche überprüfen, diese (auch die Düse!) sollten
nicht die Farben Rot oder Orange (Signalfarben) haben, auch Schwarz
und Gelb ist nicht gerade geeignet. Man zieht sich dann eine Jacke
in neutraler Farbe und eventuell mit Reißverschluss an und versteckt
die Flasche so unter der Jacke, dass nur noch die Düse aus der Jacke
schaut. Im Laufe des Tages geht man nun ein paar Mal an dem Vogel
vorbei und drückt die Sprühflasche so, dass ein feiner Nebel
entsteht.
Man darf diesen Nebel jedoch nicht direkt auf den Papagei richten.
Nebenbei kommentiert man diese Handlung etwa mit den Worten „Hoppla,
was war denn das?“ und geht „unverdächtig“ weiter, so dass der Vogel
keinen Anlass bekommt, das Ganze mit dem „Blumenspritzenübeltäter“
in Verbindung zu bringen. Wenn der Vogel nun diese Aktion nach
etlichen Wiederholungen ohne Angst toleriert ( ansonsten nicht
weiter versuchen ) kann man den Nebel auch direkt auf ihn richten
und noch etwas später ihm die Sprühflasche unter der Jacke zeigen.
So kann er lernen, dass von einer solchen Sprühflasche keine Gefahr
zu befürchten ist.
Prinzipiell zeigen die kleineren Papageienarten, also Wellensittiche
oder andere kleinere Sitticharten das gleiche Badeverhalten wie ihre
größeren Verwandten, manche begnügen sich sogar damit, sich in
nassen Salatblättern (natürlich ungespritzt du gewaschen) zu
Wälzen, sich in feuchte Petersilie hinein zu kuscheln oder den
Trinknapf als Badewanne umzufunktionieren. Wir als Halter sind
abermals gefordert, unseren gefiederten Freunden – egal ob kleiner
Sittich oder großer Ara - die gleiche optimale Pflege zukommen zu
lassen. Es ist unsere Aufgabe, herauszufinden, auf welche Art und
Weise sie am Liebsten das Wasser an ihr Gefieder kommen lassen –
ohne sie jedoch zu bedrängen. Und selbstverständlich sind wir auch
dafür verantwortlich und müssen stets ein wachsames Auge darauf
haben, dass aus dem Badespaß keine ernsthafte Angelegenheit wird,
vor allem dann, wenn sie an Orten baden möchten, die für sie
gefährlich werden könnten (Küchenspülbecken; die Toilettenschüssel
sollte selbstverständlich tabu sein ! )
Also, ab ins Badevergnügen und Federn nass !!!!
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